DISCOM
„Automoto“
Label: Deco
Genre: Experimental
Veröffentlichung: bereits erschienen
 
 
Tracklist
Code Color • Foc • Formoll • Plexu Glass • Waterpromo • Les Fleurs • Import/Airport • Soft as Snow (But Crack Inside) • Palladium/Love Ultrabrite • Aeromexicofluo • Napalm Desk • Code Couleur • Extra-Format Raw Powerzouk
Das Urteil
Dieses bestimmte Kitzeln, wenn sich Neurotransmitter unterschiedlicher Ordnung im synaptischen Spalt vereinen. Gibt es etwas Schöneres als den guten alten Schmerz? Auf jeden Fall. Wir hätten per du sein können, ich und die beiden Herren Discom, doch ich verweigerte den Handschlag und kleidete mich mit Kopfhörern, denn Fernandez und Minkinnen sägten an meinen edlen Lautsprechern herum, und das habe ich gar nicht gern. Ich ging auf Distanz und ließ Zeit verstreichen. Ich betrank mich und machte mir Gedanken. Bin ich vielleicht zu sensibel für eine saftige Rückkopplungsdröhnung? Und andere Fragen. Im Endeffekt schraubte ich die Lautstärke herunter. Schmerzen verkamen zu Reizen, nervenzerfetzende Geräusche kratzten und brutzelten auf einmal fast schon sympathisch. Werden wir uns nun also doch im ersten Licht der Morgenröte lieben? Das fragten mich die beiden auf französisch. Wäre es nicht Fiktion, ich hätte kein Wort verstanden. Nein, denn manche Eigenschaften nerven mich immer noch. Antwortete ich, und da es fiktiv war, kümmerte ich mich nicht um der beiden Pariser Labelbesitzer (Deco) Deutschkenntnisse. Schmollmündig zogen sie weiter, und ich verbrannte den Promo-Zettel, denn »13 subtle disturbed and exploded electronic audio-pop tracks full of marshmallo high frequencies, chewing gum sounds and bubble cracks, elastic textures, bender computer as a slide guitar in a funny fireworks of cristallin sounds and stereo process« brachte die Musik so perfekt auf den Punkt, dass ich ihn zerstören musste, um es zu übertreffen.
 
 
Slawomir Teodorowicz
7.0 Punkte

Discom - Automoto (Deco)
Vorweg, das ist eine grossartige Platte. Und sie ist verdammt strange. Das
info sagt, dass Discom eine delikate Mischuung aus ihrem Interesse für
pervertierte und extreme digitale Bearbeitung von Sounds und süssen
Harmonien und Pop Melodien suchen. Gefunden, bestätigt, aber man muss das
unglaublich süsse und poppige in diesen Tracks auch hören könne. Denn sie
gehen nicht einfach mit einem Plugin über die Sounds und nutzen das
digitale als eine Art X-ter Verzierung in der Modernen Musik, sondern sie
lassen die Sounds über die Klinge springen hinter der plötzlich alles
morpht und sich ständig verdreht, seine eigenen Wahrscheinlichkeiten ad
absurdum führt und dennoch verdammt gut gelaunt auf den Klängen herumkaut
wie auf einem Kaugummi den man in den letzten Jahrzehnten einfach als
eigenes Körperteil schätzen und lieben gelernt hat. Dazwischen steckt immer
mal wiedererkennbares, wie eine Kinderstimme, oder, äh, sowas wie ein Beat,
aber alles eher als vielleicht, als als Grund. Weit vorne diese Musik.
Stellt euch vor Microstoria würden Tracks machen bei denen man nicht weiss
ob man lieber schnell auch solche Drogen kaufen will, die ganze Zeit laut
YES! (oder eben oui, soweit ich weiss sind Discom Pariser) rufen möchte,
Headbanken bis sich der Kopf in seine molekularen Einzelteile aufgelöst
hat, die man dann digital zu höchst plausiblen akustischen Kuscheltier
Arrangements verarbeiten kann, oder ob man eben doch daran glauben soll,
dass dies hier, ganz anders als die Plinkerpopmelodien in so vielen
Elektronika Tracks, die wirkliche echte digitale Regression ist, die dann
auch kein Symptom mehr sein kann, sondern eine Hölle ständiger Begeisterung.
http://www.w-deco.com
bleed *****